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8. HVOF-Kolloquium 2009 in Erding zeigt Stand der Technik

„High-Speed-Schichten“ für technische Oberflächen

Prof. H. Kreye, C. Penszior, P. Heinrich
 

Das Kolloquium „Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen“ hatte sich lange schon als weltgrößte Veranstaltung für dieses Fachgebiet des Thermischen Spritzens etabliert. Im November 2009 fand das Kolloquium nun zum 8. Mal statt und bereits zum 5. Mal nach 1997, 2000, 2003 und 2006 war die Stadthalle Erding Gastgeber für die Internationale Fachwelt des Thermischen Spritzens.

420 Teilnehmer aus 23 Ländern informierten sich am 5. und 6. November 2009 in Erding bei 25 Fachvorträgen und 21 Ausstellern über den Stand der Technik beim HVOF- und Kaltgasspritzen. Das 8. HVOF-Kolloquium konnte damit nahtlos an den Erfolg der letzten Veranstaltungen diese Reihe anknüpfen. Das neue Konzept, Vortragsprogramm, Aussteller und Rahmenprogramm noch näher zueinander zu bringen, schaffte dabei noch mehr Gelegenheiten für Diskussionen und Fachgespräche und natürlich für Geschäfte.

Blick in den Vortragssaal der Stadthalle Erding während des 8. HVOF-Kolloquiums.

Der Schlüssel des Erfolges liegt insbesondere darin, so Peter Heinrich, Organisationsleiter der Veranstaltung, dass die Organisatoren stets schon bei der Planung streng auf einen „roten Faden“ durch die Veranstaltung achten und Thematiken und Referenten sorgfältig auswählen. Dies garantiert, dass das Kolloquium den aktuellen Stand der Technik des Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen wiederspiegelt und aktuelle Trends berücksichtigt. Die durchwegs positive Resonanz des Publikums bestätigt dieses Konzept der Veranstalter, der Gemeinschaft Thermisches Spritzen e.V. (GTS), der Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr in Hamburg und der Linde AG, Geschäftsbereich Linde Gas.

Theorie und Praxis Hand in Hand
Am ersten Tag des Kolloquiums referierten Experten aus Wissenschaft und Praxis über den Stand der Technik und über neue Entwicklungen auf dem Gebiet des Thermischen Spritzens. Einen Schwerpunkt bildete dabei wieder das Verfahren des Hochgeschwindigkeits-Flammspritzens (HVOF), das inzwischen mit etwa 300 Spritzanlagen allein im deutschsprachigen Raum schon fast zur Standardausrüstung eines jeden Beschichtungsbetriebs gehört. Sowohl die mit Gas als auch die mit Kerosin betriebenen Spritzsysteme der verschiedenen Hersteller sind technisch weitestgehend ausgereift, was die optimale Ausnutzung des Brennstoffs zur Erwärmung und Beschleunigung der Pulverpartikel betrifft. Domäne des Verfahrens sind nach wie vor Schichten aus metallgebundenen Karbiden für den Verschleiß- und Korrosionsschutz in nahezu allen Industriebereichen. In mehreren Beiträgen des Kolloquiums wurde berichtet, wie sich bei den verschiedenen Spritzsystemen Schichteigenschaften durch Abstimmung der Prozess- und Pulverparameter für bestimmte Beanspruchungsprofile optimieren lassen
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Prof. Kirsten Bobzin, Leiterin des IOT der RWTH Aachen und 1. Vorsitzende der GTS, referiert vor über 420 Teilnehmer aus 23 Ländern zum Thema Plasmaspritzen. Viel Raum für Gespräche und Kontakte fanden die Teilnehmer in der direkt an den Vortragssaal angrenzenden Ausstellung.

Einen zweiten Schwerpunkt des Kolloquiums bildetet das noch relativ neue Verfahren des Kaltgasspritzens, eine Erfindung von russischen Wissenschaftlern, die von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, der Linde AG und der CGT Cold Gas Technology GmbH Ampfing zur Marktreife entwickelt wurde. Durch die Möglichkeit, bei einem breiten Spektrum von Metallen und Legierungen sehr dichte und oxidfreie Schichten herzustellen, deren Eigenschaften schon fast die Werte von schmelzmetallurgisch hergestelltem Massivmaterial erreichen, öffnet sich für das Thermische Spritzen ein Fenster für neue Anwendungsgebiete. Neben einer detaillierten Prozessanalyse und der Vorstellung der kommerziell verfügbaren Anlagentechnik wurden auch mehrere Beispiele für die industrielle Herstellung und Anwendung der Schichten beschrieben, die das Potential dieser neuen Beschichtungstechnik verdeutlichten.

Alternative Verfahren für neuen Anwendungsgebiete
Ein weiterer Vortragsblock befasste sich mit neuen Entwicklungen beim Plasmaspritzen und Lichtbogenspritzen. Neben den in der Praxis bereits weit verbreiteten atmosphärischen (APS) Plasmabrennern mit einem Elektrodenpaar bieten hier neuere Brenner mit drei Kathoden eine Steigerung der Auftragsrate und eine Verbesserung der Prozessstabilität. Die bereits vorhandenen vielseitigen Möglichkeiten des Plasmaspritzens scheinen damit aber noch nicht ausgereizt zu sein. Mit der Multikathoden- und Multianoden-Technologie sowie strömungstechnisch angepassten Düsenkonfigurationen folgen auch Weiterentwicklungen im Bereich des Plasmaspritzens dem Trend zu höheren Partikelgeschwindigkeiten. Auch das Lichtbogenspritzen bietet noch Potential für weitere Entwicklungen. Es wurde gezeigt, wie sich durch Verwendung von Schutzgasen oder Gasgemischen aus Schutz- und Reaktivgasen für das Zerstäuben der Spritzpartikel der Abbrand von Legierungselementen und der Oxidgehalt der Schicht verringern lassen.

Wichtiges Hilfsmittel bei der Entwicklung neuer Spritzprozesse und Systeme sind Diagnoseverfahren, die die Temperatur und Geschwindigkeit der Spritzpartikel erfassen. Die Vielfalt der dafür vorhandenen Möglichkeiten wurde in einem Beitrag der Universität der Bundeswehr München vorgestellt. Einen Schwerpunkt bildeten dabei Verfahren, die sich auch zur Überwachung des Spritzprozessen einsetzen lassen.

Zunehmend wichtiger: Qualität und Zertifizierung
Wie wertvoll, aber auch zwingend notwendig eine gründliche und umfassende Ausbildung, ein gezieltes Regelwerk in Form von Normen und Merkblättern, sowie eine funktionierende Qualitätssicherung und Zertifizierung für das Thermische Spritzen sind, zeigte ein weiterer Vortragsblock zur Eröffnung des zweiten Tages. Welche tragende Rolle dabei ein gut organisierter Interessenverband spielen kann, wurde mit den einmaligen und für jedermann transparenten Zertifizierungsregeln der GTS (Gemeinschaft Thermisches Spritzen) sehr gut verdeutlicht. Das Thermische Spritzen ist hier dank der Aktivität der GTS deutlich besser organisiert als viele andere Technologien.

Erkenntnisse aus der Praxis
Die Berichte aus der Praxis brachten viele Beispiele für Anwendungen im Grenzbereich des Thermischen Spritzens. Es wurde gezeigt, welche Kriterien bei der Wahl des Verfahrens und des Spritzwerkstoffs anzuwenden sind, um eine optimale Qualität in Verbindung mit hoher Wirtschaftlichkeit zu erzielen. Andere Vorträge beschäftigten sich mit dem Einzug der Nanotechnologie bei HVOF-gespritzen karbidischen Hartmetallschichten. Beeindruckend auch der Bericht aus dem CSIRO in Australien über die dort durch enge Zusammenarbeit des Forschungszentrums mit Industriepartnern und mit finanzieller Unterstützung aus staatlichen Förderprogrammen bereits realisierten und noch geplanten Anwendungen des Kaltgasspritzens.

Zukunftsweisende Entwicklungen
Die Vielfalt der vorgestellten neuen Entwicklungen und Applikationen für das Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen hat beim Publikum große Erwartungen und großes Interesse geweckt. Es wurde ein weiteres Mal gezeigt, dass die Einsatzmöglichkeiten für diese Technologie noch lange nicht erschöpft sind und die rege Zusammenarbeit zwischen der Forschung und den Geräte- und Werkstoffherstellern immer neue Anwendungsfelder auftut und bestehende verbessert. Als sogar „richtungweisend“ kann festgehalten werden, dass am Ende der erfolgreichen 2-tägigen Veranstaltung viele Experten, die das Kaltgasspritzen bisher eher kritisch betrachtet haben, festgestellt haben, dass sich diese Beschichtungstechnologie mit ihren jetzt schon vorhanden vielen Anwendung bereits fest etabliert hat und auf eine sehr lukrative Zukunft sieht. Die Veranstalter des HVOF-Kolloquiums werden die Entwicklungen auf dem Gebiet des Hochgeschwindigkeits-Flammspritzens auch weiterhin genau beobachten und begleiten – und wer weiß: vielleicht sehen wir uns in einiger Zeit wieder in Erding, um diesen Fortschritt zu dokumentieren.

 

Das 8. HVOF-Kolloquium 2009 aus der Sicht eines Teilnehmers

„Wichtig gerade in ökonomisch angespannten Zeiten“

Bernd Abler
 

Im November 2009 fand zum bereits 8. mal das HVOF-Kolloquium in Erding statt. Für uns, Fa. ABLER GmbH & Co. KG, welche wir als Dienstleister im Bereich Beschichtungen durch Thermische Spritzverfahren tätig sind, hat diese Veranstaltung einen mittlerweile großen Stellenwert eingenommen. Sie ist zu einer unverzichtbaren Größe in einer Reihe vieler Kolloquien und Fachveranstaltungen geworden.

Das 8. HVOF-Kolloquium bot für uns als Anwender auch diesmal einen komprimierten Einblick in aktuelle, wissenschaftliche Forschungsgebiete aus vielen Bereichen der Thermischen Spritztechnik. Diese besitzen ein Teilweise hohes Transferpotenzial für eine praxisnahe Umsetzung, und daher die Möglichkeiten für evtl. neue Applikationen. Des weiteren beinhalteten die Vortragsreihen Präsenttationen neuester Anlagen- und Verfahrenstechnologien, als auch Neuerungen aus dem Feld der Spritzzusatzwerkstoffe. Dies ermöglicht es dem Anwender eigene Produktionsabläufe durch Implementierung gewisser Updates u. U. wirtschaftlicher und effektiver gestalten zu können. Großen Anklang fand auch in diesem Jahr wieder die Vortragsreihe „Berichte aus der Praxis“, welche am 2. Veranstaltungstag auf der Agenda stand. Hier konnten Erfahrungen bei der Umsetzung neuer Anwendungen und Verfahren von Unternehmen, welche sich in einem ähnlichen bzw. identischen Tätigkeitsfeld bewegen, mitgenommen werden.

Als besonders lobenswert zu erwähnen sei, wie auch bereits die Jahre zuvor, eine erneut ausgezeichnete und professionelle Organisation des Kolloquiums durch deren Veranstalter, die GTS, Fa. LINDE AG sowie die HSU. Eine überaus positive Atmosphäre während der gesamten Veranstaltung, zahlreiche angenehme Gespräche unter den Teilnehmern und Besuchern, sowie ein gelungenes Rahmenprogramm und Catering rundeten diese, wie wir denken gelungene Veranstaltung auch in diesem Jahr wieder hervorragend ab.

FAZIT: Gerade in ökonomisch angespannten Zeiten, wie sie im Augenblick allerorts herrschen, ist es wichtiger denn je, an Veranstaltungen wie dem HVOF-Kolloquium festzuhalten und teilzunehmen. Dies stand für uns als Anwender auch im Jahr 2009 außer Frage. Die Notwendigkeit, im Bereich des HVOF- und artverwandter Beschichtungsverfahren stets auf dem neuesten Stand zu sein und deren Verbreitung und Bekanntheitsgrad mit voran zu treiben, stand für unsere Entscheidung zum Besuch der Veranstaltung auch diesmal nicht zur Disposition.

 

 

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